Die Geschichte der evangelische Kirche in Strassberg beginnt mit dem Zuzug evangelischer Christen nach Strassberg, Kaiseringen, Storzingen und Frohnstetten. Die zunehmende Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat eine Art Völkerwanderung nach sich gezogen. Die Erfindung der Eisenbahn sowie die Textilherstellung vor Ort begünstigten den Zuzug. Bis 1884 waren so viele Evangelische ansässig, dass die Muttergemeinde Sigmaringen (gegründet 1861) die Betreuung der Gemeindeglieder in sämtlichen Hohenzollerischen Landen übarnahm – dies hieß für Straßberg: - dass der Sigmaringer Stadtpfarrer und Superintendent Hermes eine eigene Predigtstelle in Strassberg errichten ließ. Die Gottesdienste wurden von Evangelischen aus Strassberg, Kaiseringen, Frohnstetten, Storzingen und den Schmeienhöfen besucht. Für die Gottesdienste stellte die bürgerliche Gemeinde im Erdgeschoss des Schul- und Rathauses einen Raum zur Verfügung – für 30 Pfennig Miete pro Gottesdienst, davon konnte man damals ganz ordentlich vespern. Nur einmal monatlich fanden anfangs die Gottesdienst statt. Taufen wurden in den Häusern vorgenommen. Getraut wurde in Sigmaringen und Winterlingen. Den Religionsunterricht erteilte ein Vikar oder ein Lehrer im Gottesdienstraum des Rathauses. Diese Straßberger Diasporagemeinde erstarkte sehr. Bald entstand so etwas wie unser heutiger „Kirchengemeinderat“, an die 19 „Gründungsväter“ sind noch namentlich beurkundet.
Die Gemeinde wuchs nach 1900 ständig, der Rathausraum wurde zu klein, da auch die Gottesdienstbesucherzahlen deutlich stiegen. Am 10. Dezember 1908 entschließt sich der Gemeindevorstand zu einer Eingabe an die Sigmaringer Muttergemeinde, adressiert an Superintendent Theobald: Der Plan, in Strassberg eine Privatschule zu errichten, wird vorgetragen und im Zusammenhang damit wird auf den unzureichenden Rathausraum hingewiesen. Am 1. Juli 1909 wurde von der königlichen Regierung in Sigmaringen die Erlaubnis zur Einrichtung der Privatschule erteilt. Die Kosten gingen zu Lasten der Diasporagemeinschaft Strassberg und der Muttergemeinde Sigmaringen. Der ev. Oberkirchenrat gab eine einmalige Beihilfe in Höhe von 300 Mark. Groß war das allgemeine Interesse an der christlichen Erziehung. Die Männer und Frauen ließen es sich einiges kosten. Da nun eine Schule vorhanden war, das Lokal (gemietete Kegelbahn im Gasthaus zum Hohenzoller, gestellt durch E. Martin) für die Gottesdienste aber wieder nicht ausreichte, war der Bau eines kircheneigenen Gebäudes dringend erforderlich.
Auch der Oberkirchenrat sah dies ein. 1909 und 1910 führte man umfangreiche Verhandlungen mit den Behörden. Die Finanzierung belief sich auf 4000 Mark, für damalige Verhältnisse eine ungeheure Summe. „Im Jahre 1910, am 15. Juni, im 22. Jahr der kraftvollen und friedfertigen Regierung seiner Majestät des Kaisers Wilhelm II., wurde der Grundstein dieses Schul- und Bethauses gelegt.“ Am Tag selbst, so erzählten Zeitzeugen, muss eine große Überschwemmung das Dorf heimgesucht haben, die Straße war zum Bach geworden, so dass der Bauplatz nur über Umwege und einen Behelfssteg erreichbar war. Ein Kirchenchor bestand. Der Bürgermeeister Horn gab sich alle Mühe, für die evangelische Bevölkerung einen Bauplatz zu finden, auf dem ein Schul – und Bethaus erstellt werden konnte. Architekt Elsässer aus Stuttgart entwarf den Bauplan. Bauleiter war Dipl.-Ing Hugo Keuerleber, die Maurerarbeiten übernahm die Firma Deutschmann, Sigmaringen. Am 1. Advent des Jahres, am 27.11. 1910 kam der Bau zur Vollendung. Das Kirchlein steht am Ortsende, Richtung Kaiseringen, auf der linken Seite an der Straße, fast ein wenig versteckt. In den Akten führt der damalige Ebinger Pfarrer Weissmann aus, dass die Ebinger Kirchengemeinde den Taufstein zur Verfügung stelle. Die Glocken stiftete Kirchengemeinderat J.C. Kauffmann.
Nach dem 2. Weltkrieg folgte der Sohn der Tradition seines Vaters und schenkte 1952 der Gemeinde neue Glocken, nachdem die alten nach Anordnung des NS-Regimes zerstört worden waren. Die Vom 1. Advent 1910 an fand zweimal monatlich Gottesdienst statt. Seit vielen Jahren findet er jeden Sonntag statt, wegen der Doppeldienste der Organistinnen und Pfarrer schon um 9 Uhr morgens. Den Schulunterricht verlegte man in die dafür eingebauten Räume. Die Lehrerunterkunft fand sich im Obergeschoss. Später wohnten die Mesner darin. Heute ist die Mesnerwohnung im Haus nebenan. Im zweiten Weltkrieg musste die Gemeinde wegen Personalmangels stark vernachlässigt werden. Neues Wachstum wurde ihr beschieden durch die Heimatvertriebenen nach dem Krieg. 1948 bekam die Kirchengemeinde Ebingen die Aufgabe, Strassberg mit zu betreuen. Seit September 2007 hat Strassberg den ersten offiziell ansässigen evangelischen Ortspfarrer (Pfr. Erdmannsdörfer). Aus Anlass der Grundsteinlegung wurde u.a. folgendes gedichtet:
„Und allen ist´s gar liebe Pflicht, zu jubeln und zu loben.
Und hoffen – gelt – auch du zürnst nicht, vom Bischofssitz dort oben.
Gönn uns das Plätzchen auf der Flur in deines Reiches Weiten.
Fürs kleine Kirchlein ist´s ja nur, fürs Kirchlein der Zerstreuten.
Doch wir, die heut den Grund gelegt dort drunten unterm Walde,
wir ahnen schon, wie Fleiß sich regt im Schulhaus auf der Halde.
Und wie ein Glöcklein leis und fern uns lädt mit seinem Läuten,
Den Dank zu bringen Gott dem Herrn im Kirchlein der Zertsteuten.“
Straßberg hat weder ein eigenes evangelisches Pfarrhaus noch ein eigenes evangelisches Gemeindehaus. Die überwiegende Mehrheit im Ort ist römisch-katholisch geprägt. So erklärt es sich, dass die Anbindung an Winterlingen und das Gemeindeleben im ev. Gemeindehaus Winterlingen seit Jahren das Gemeindeleben prägt. Z.B. finden jährlich gemeinsame Ökumenische Bibelwochen in Winterlingen - auch für die Straßberger und mit dem Straßberger Pfarrer - statt, ebenso die Passionsandachten oder Angebote für Seniorinnen und Senioren.